Frankfurt an der Oder) – Jetzt geht das schon wieder los! Auch in der Oder wurde wieder ein erhöhter Salzgehalt festgestellt. Allein im Sommer hatte es im Fluss ein massives Fischsterben gegeben. Es ist nicht klar, warum die erhöhte Belastung wieder aufgetreten ist. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie befürchtet in diesem Sommer ein weiteres großes Fischsterben. Gewässerökologe Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei forderte am Montag eine rasche Reduzierung der Salzeinträge. An einem Damm an der deutsch-polnischen Grenze der Westoder nahe dem Seitenarm der Haupt-Oder haben sich tote Fische auf der Wasseroberfläche angesammelt Foto: Patrick Pleul/dpa
Auch im langjährigen Streit mit Polen um den Oderausbau will das Land Brandenburg die polnische Seite verklagen. Damit sollen die Bauarbeiten gestoppt werden. Auch der Umgang mit Fischsterben belastet das Verhältnis zum Nachbarland.

Umweltkatastrophe im August

Im August kam es in Oder zu einer Umweltkatastrophe. Als Ursache für das Fischsterben vermuteten Experten ausgetretenes Salz in Verbindung mit Niedrigwasser und hohen Temperaturen, die zu einer massiven Vermehrung einer giftigen Algenart (Prymnesium parvum) führten. Unter Berufung auf Daten des Landesumweltamtes teilte das Umweltministerium mit, dass die nun beobachteten Leitfähigkeitswerte unter den im Sommer gemessenen Höchstwerten, aber deutlich über den Durchschnittswerten der letzten Jahre lagen. Die elektrische Leitfähigkeit im Wasser ist ein Indikator für den Salzgehalt. Die Preise im Fluss werden nach Angaben des Umweltministeriums weiterhin überwacht. Polizei verwechselt tausende tote Fische in der Oder Quelle: BILD 11.08.2022 Aktuell sind bei niedrigsten Wassertemperaturen von 13 Grad keine massiven Algenblüten zu erwarten.

Der Experte war schockiert, dass nichts passierte

Wasserökologe Wolter sagte, da derzeit doppelt so viel Wasser in der Oder sei wie im Sommer, seien die Salzfrachten mindestens genauso hoch oder sogar höher als im Sommer. Zuvor erwähnte “Zeit online”. Der gemessene Salzgehalt – es ist Natriumchlorid, das Kochsalz ist – ist derzeit nicht gefährlich für Fische, sagte Wolter. Anders könnte es im Sommer aussehen, wenn das Wasser niedrig und die Temperaturen hoch sind und in der Oder viele Nährstoffe sind, sodass sich die giftigen Algen wieder vermehren. Er war entsetzt, dass nach der Umweltkatastrophe nichts gegen die Ursache unternommen wurde. Gewässerökologe Christian Wolter vom Leibniz-Institut Foto: Frank Hammerschmidt/dpa
► Die Mittlere Oder, die eine Grenze von Ratzdorf nach Kietz (Oder-Spree-Kreis) bildet, weist seit Jahren hohe Salzfrachten auf, teilte das Staatsministerium mit. Das in der Oder auftretende „Zusammenleben“ hat sich offenbar sowohl an die hohe Grundlast als auch an die zu verzeichnenden Schwankungen und Spitzen angepasst. Das Bundesumweltministerium in Berlin wies auf Anfrage darauf hin, dass der Staat zuständig sei.

Klage gegen den Ausbau der Oder

Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hatte Ende September angekündigt, Brandenburg wolle Umweltkatastrophen wie das Fischsterben in der Oder künftig schneller erkennen können. Es wird getestet, ob und wie das Messsystem und die Referenzketten optimiert werden können.

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Zudem bereite das Umweltministerium eine Klage gegen den Oderausbau vor, die bis zum 16. November eingereicht werden müsse, sagte ein Ministeriumssprecher am Samstag. Das berichtete zuvor die „Märkische Oderzeitung“. „Aus unserer Sicht werden die zu erwartenden grenzüberschreitenden Umweltauswirkungen und der aktuelle ökologische Zustand der Oder nicht ausreichend berücksichtigt“, sagte der Sprecher. Polen will den Oder-Ausbau vorantreiben und nennt als eines seiner Ziele einen besseren Hochwasserschutz. Umweltschützer hingegen sehen durch die Regulierung der Oder eine Gefahr für das Ökosystem des Flusses. Nach dem Massenfischsterben erklärte das Bundesumweltministerium in Berlin, die Oder müsse sich von der Umweltkatastrophe erholen. Expansionsmaßnahmen verhindern eine erfolgreiche Regeneration. Am Ufer des Flusses in Polen, beispielsweise in der Nähe von Slubice, wird an Buhnen gearbeitet – das sind quer zum Ufer errichtete Dämme, die zur Flussmitte gerichtet sind. Das Land Brandenburg hat im August 2020 Berufung gegen den polnischen Umweltbescheid zu den Erweiterungsmaßnahmen eingelegt. Die Berufung sei im August dieses Jahres abgewiesen worden, teilte das Ministerium mit. Das Land will nun mit seiner Klage gegen ihn vorgehen. Umweltverbände in Deutschland haben bereits gegen den Ausbau der Oder protestiert. (ihe/dpa)