Der ehemalige Gewerkschafter Lula regierte von Anfang 2003 bis Ende 2010 das mit 210 Millionen Einwohnern größte Land Lateinamerikas. Er ist Brasiliens erster demokratisch gewählter Präsident, der eine dritte Amtszeit absolviert. Neben dem Staatsoberhaupt wurden am Sonntag in zwölf Bundesstaaten auch Gouverneure gewählt.
Die Bevölkerung ist tief gespalten
Die Stimmung war wegen der großen Unterschiede sehr angespannt und die Bevölkerung sehr gespalten. Der ohnehin harte Wahlkampf war im Endspurt noch schmutziger geworden. Brasilianer wurden mit einer Flut von Fehlinformationen überschwemmt, insbesondere in sozialen Medien und WhatsApp-Gruppen. Die Fernsehdebatten, in denen sich Lula und Bolsonaro gegenseitig die Schuld zuschieben, wirkten durchaus zivilisiert. Viele seiner Anhänger verbinden Lula mit dem goldenen Zeitalter Brasiliens, als die Wirtschaft aufgrund hoher Rohstoffpreise boomte und die Regierung mit Hilfe von Sozialprogrammen Millionen Menschen aus bitterer Armut befreite. Gegenüber seinen Gegnern hingegen ist Lula für Korruption und Vetternwirtschaft verantwortlich. Es gab Befürchtungen, dass nach Lulas Wahlsieg Gewalt ausbrechen könnte. Bolsonaro hat das Wahlsystem wiederholt in Frage gestellt und gesagt, dass er das Ergebnis möglicherweise nicht anerkennt. Seit der Lockerung der Waffengesetze während seiner Amtszeit sind viele seiner Anhänger schwer bewaffnet. Einige Unterstützer des Establishments haben auch offen zu einem Militärputsch aufgerufen. Experten sehen dafür jedoch keine ausreichende Unterstützung in Gesellschaft und Streitkräften.