Herzog, der als Werner Stipetics in München geboren wurde, ist für seine harten Urteile ebenso bekannt wie für seinen Hang zu Extremen – ob man nun an seine legendären Drehs mit Klaus Kinski („Fitzcarraldo“) denkt oder an seine Dokumentarfilme, in denen er schon einmal mitspielte die Antarktis durchquert (“Meetings at the End of the World”).

Unanständig schreiben: “Nicht schlechter als Buchner”

Eine gewisse Respektlosigkeit zeichnet den großen Regisseur nicht nur in Bezug auf seine Filme aus: Er sagte, er wolle für seine Bücher nicht schlechter schreiben als Kafka oder Kleist. „Das heißt, wenn ich ein Buch veröffentliche – zum Beispiel ‚Eroberung der Nutzlosen‘ oder den Pariser Spaziergang ‚Vom Gehen im Eis‘ – darf es nicht schlechter sein, als Buchner es geschrieben hätte.“

Ereignisnotizen

Die Viennale zeigt noch am 26. Oktober. und 29.10. „Theatre Of Thought“ von Herzog und am 26.10. Thomas von Steinaeckers Dokumentarfilm „Radical Dreamer“. Das Volkstheater wird am 28.10. gezeigt. „Halluzinationen“, ein Abend von und mit Werner Herzog. Seit Jahrzehnten folgt sie Menschen, Geschichten und extremen Landschaften. „Ich versuche, ein guter Soldat zu sein. Ein guter Soldat des Kinos“, sagt der Regisseur im Künstlerportrait „Werner Herzog – Radical Dreamer“ von Regisseur Thomas von Steinaecker, das im Rahmen der Viennale gezeigt wird. „Mein Leben hat einen Sinn, wenn ich eine Geschichte erzähle, von der ich weiß, dass sie tief in uns schlummert“, fasst der Regisseur in der Dokumentation zusammen.

“Es gibt keine Wahrheit in der Erinnerung”

Einer solchen Geschichte versucht er auch in seinem Dokumentarfilm „The Fire Within“ nachzuspüren – ein „Requiem“ für die 1991 verstorbenen französischen Vulkanologen Katia und Maurice Kraff. Aus ihren Aufnahmen destilliert Herzog eine Leidenschaftsgeschichte über die Naturgewalten von Vulkanen – und erklärt rückblickend die Künstler Kraffts. Sie sind keine Wissenschaftler mehr, sondern Filmemacher geworden – und damit Komplizen des Erzählers Herzog, der die Bilder zu einem berauschenden Musical zusammenfügt. © Maurice und Katia Krafft & Titan Films Aufnahmen der Kraffts in Herzogs eindrucksvoller Montage: „The Fire Within“

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ORF III erscheint am 28.10. Herzog im Fokus: In einem „Kultur heute Spezial“ blickt Herzog auf seine Karriere zurück. Dazu kommen „Queen of the Desert“, der Dokumentarfilm „My Dearest Enemy“ und die beiden Projekte mit Klaus Kinski, „Fitzcarraldo“ und „Aguirre, the Wrath of God“. „Es gibt keine Wahrheit in der Erinnerung“ ist ein Schlüsselwort darin – ein ironischer Kommentar von Herzog, der zeigt, wie er fremde Bilder und Geschichten in seine eigene Arbeitswelt einfügt. Mit „Theater Of Thought“ beginnt Herzog eine Spurensuche nach den Leistungen und Misserfolgen des menschlichen Gehirns.

Konfiguration für den Neuen Deutschen Film

Mit Kollegen wie Wim Wenders, Rainer Werner Fassbinder und Volker Schlodorf prägte Herzog den Neuen Deutschen Film. Er suchte nach starken Persönlichkeiten und extremen Geschichten. In den 1970er und 1980er Jahren arbeitete er mit Klaus Kinski, dem exzentrischen Star von Blockbustern wie „Aguirre, Der Zorn Gottes“ und „Fitzcarraldo“, unter schwierigsten und gefährlichsten Bedingungen im südamerikanischen Dschungel. Auch für „Nosferatu – Phantom der Nacht“ und „Woyzeck“ holte er das Schauspielgenie vor die Kamera. In der Dokumentation „My Dearest Enemy“ sprach er über ihre Hassliebe. „Man spürt diese Wildheit, die nur wenige Regisseure hervorbringen können“, versichert Schauspieler Robert Pattinson dem Regisseur in der Dokumentation „Radical Dreamer“. Nicole Kidman erzählt uns, dass es sie sehr gereizt hat, in diese „Werner-Welt“ einzutauchen und Dinge zu wagen. In Herzogs „Königin der Wüste“ spielt die Oscar-Preisträgerin die britische Entdeckerin Gertrude Bell, die Anfang des 20. Jahrhunderts abgelegene Wüstenregionen des Nahen Ostens erkundete. Sie spielt an der Seite von ‚Twilight‘-Star Pattinson.