Betschart Handicap: Er ist blind. Sein Sehvermögen nimmt seit seiner Kindheit aufgrund der erblichen pigmentierten Retinitis-Krankheit stetig ab. Heute kann er nur noch Licht von Dunkelheit unterscheiden.
Er braucht etwas mehr Zeit für seine Arbeit
„Ich war immer sehr stolz darauf, trotz meiner Benachteiligung für dieses Unternehmen zu arbeiten. „Und ich wünschte, ich wäre ein Teil davon geblieben“, sagt er. Aber: „Aufgrund meiner Behinderung kann ich nicht den gleichen Job machen wie Menschen mit Sehbehinderung, deshalb brauche ich immer etwas mehr Zeit für meinen Job“, sagt Betschart. Das kostete ihn schließlich seinen Job. Der Mann also, der von fast 200 Personen interviewt wurde, die einmal für das Unternehmen gearbeitet haben oder noch arbeiten. Auf Nachfrage von Blick sagte die Firma, die Oskar Betschart entlassen hat: „Wir haben Herrn Betschart vor acht Jahren eingestellt, aber nicht, weil er behindert war. Sondern als vollwertiges Mitglied des Teams. Das war sowohl für ihn als auch für uns sehr wichtig.“ Auch in ihrem Umfeld verändere sich viel, sagen Unternehmenslenker – und das in rasender Geschwindigkeit. „Durch die Digitalisierung wird alles immer anspruchsvoller. „Das ist eine große Herausforderung für alle Mitarbeiter.“ Dass Oskar Betschart nicht mehr bei Ihnen im Unternehmen ist, hat auch mit seiner „widerwilligen Wechselbereitschaft“ zu tun. Sie suchten nach Alternativen in der Personalabteilung, konnten sie aber letztendlich nicht finden. „Persönlich und emotional ist das ein Verlust für alle“, sagt er.
Kaufmännische Lehre, Aufbaustudium, 18 Jahre Berufserfahrung
Die Schlagworte der modernen Welt waren für den sehbehinderten Mann fatal: Digitalisierung, Geschwindigkeit, Leistung. So kann Oskar Betschart nicht nachvollziehen, warum die Manager eines Unternehmens mit mehr als 400 Mitarbeitern keine andere Stelle für ihn finden konnten. Allerdings ist der zweifache Vater ein Kämpfer – das war er schon immer. Er wollte nie als etwas Besonderes gelten, hat eine Ausbildung an der Handelsschule absolviert, hat 18 Jahre Berufserfahrung im Personalwesen und einen Rucksack voller Weiterbildungen. Und: Suchen Sie sich alle Jobs selbst aus. Tatsächlich deutet auf den ersten Blick nichts darauf hin, dass Betschart ein Handicap hat. Wenn er vor einem Computer sitzt, schlägt er die Tasten mit Zehnfingersystem. Der einzige Unterschied ist die Braillezeile unter der Tastatur. Ein Werkzeug, das es Blinden ermöglicht, elektronische Daten zu lesen. Jetzt will er weitermachen und sich einen neuen Job suchen. Am liebsten in der Nähe seines Wohnorts in Mühlau. Er wünscht sich eine Arbeitsweise, die er mit seinem Gehstock alleine bewältigen kann. Warum er nach dem Motto lebt: Wer blind ist, hat gelernt, nicht aufzugeben. „Meine Eltern haben mich nie verwöhnt. „Das sind Bauern, da musste ich schon als Kind auf dem Hof helfen: Stroh, Kartoffelernte – ich bin nie Sonderzug gefahren.“
Nun setzt sie auch auf das Schwyzerörgeli
Auch Betschart hat damit begonnen, ein zweites Standbein aufzubauen. Gemeinsam mit seiner ebenfalls fast blinden Schwester Edith kreiert Oskar Betschart seit Jahren das begehrte Schwyzerörgeli-Duo. Die beiden treten fast jedes Wochenende bei einer Veranstaltung auf. In Zukunft will er als Lehrer mehr Menschen das Schwyzerörgeli spielen beibringen. Für ihn gab es immer nur zwei Möglichkeiten: „Oder wegziehen und weinen. “Oder du stehst auf und tust etwas.” Betschart gehört zur zweiten Kategorie. Auch wegen seiner beiden Kinder – vier und sechs Jahre alt. “Letztendlich möchte ich ein Vorbild für sie sein.”