13.06.2022, 17:36 Uhr

Der weltweite Ausbruch der Affenpocken ist noch nicht eingedämmt, im Gegenteil: In Großbritannien sind die Fallzahlen zuletzt deutlich gestiegen. In Deutschland werden immer mehr Fälle des Virus gemeldet – bisher vor allem in der Hauptstadt Berlin. Etwa einen Monat nach Bekanntwerden der ersten Pockenfälle steigen die Fallzahlen weiter an. In Großbritannien verzeichnen die Gesundheitsbehörden einen besonders starken Anstieg: 104 neue Fälle von Pocken sind kürzlich hinzugekommen. Das ist laut der UKHSA-Gesundheitsbehörde ein Anstieg von 28 Prozent gegenüber 470 Fällen am vergangenen Freitag. Derzeit sind die meisten Fälle bei Männern aufgetreten, die schwul oder bisexuell sind oder Sex mit Männern hatten. Der erste Fall der aktuellen Epidemie wurde am 7. Mai in Großbritannien bestätigt. Das Virus, das Affenpocken verursacht, ist weltweit auf dem Vormarsch. Besonders ungewöhnlich ist die erste Mensch-zu-Mensch-Übertragung außerhalb Afrikas, wo das Virus in der Vergangenheit hauptsächlich aufgetreten ist. Bis zum 8. Juni wurden der Weltgesundheitsorganisation 1.285 im Labor bestätigte Fälle und ein möglicher Fall aus 28 Ländern in vier WHO-Gebieten gemeldet, in denen Affenpocken ungewöhnlich sind oder noch nie zuvor gemeldet wurden. Nach Angaben des Global Health Medical Communication Network gibt es inzwischen weltweit fast 1.500 bestätigte Fälle. Die meisten Fälle traten bisher in Europa auf, obwohl die ersten Infektionen nun auch aus Lateinamerika gemeldet wurden. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden 189 Fälle von Affenpocken in 11 L κραnder in Deutschland gemeldet. Mehrheit kehrt nach Berlin zurück: Der Berliner Senat meldete zuletzt 120 Fälle, davon 16 mit stationärer Aufnahme. Ende letzter Woche hatte das RKI 113 Fälle gemeldet – alle Patienten waren ausschließlich Männer. Sowohl das RKI als auch die WHO gehen davon aus, dass die Fallzahlen in Deutschland und weltweit weiter steigen werden. In der vergangenen Woche hat die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland eine Impfung gegen Affenpocken für Risikogruppen empfohlen. Demnach sollen Erwachsene geimpft werden, die „engen Körperkontakt über intakte Haut oder Schleimhäute“ mit einer erkrankten Person oder einen länger andauernden „ungeschützten Face-to-Face-Kontakt“ hatten. Die Impfempfehlung gilt jedoch auch für Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko. Dazu gehören STIKO-Männer, die schwulen Sex mit wechselnden Partnern haben. Bisher sieht die WHO keine Notwendigkeit für Massenimpfungen gegen Pocken.

Außerhalb Afrikas gibt es noch keine Todesfälle

Die Bundesregierung hat bereits große Mengen des Pockenimpfstoffs Imvanex beim bayerischen Hersteller Nordic bestellt. Gesundheitsminister Carl Lauterbach sagte, dass im Juni etwa 40.000 Dosen des Impfstoffs geliefert werden könnten, weitere 200.000 später im Jahr. Der früher übliche Pockenimpfstoff ist laut WHO zu 85 Prozent wirksam gegen eine Pockeninfektion bei Affen. Der übliche Pockenimpfstoff wurde jedoch eingestellt, nachdem die Menschenpocken 1980 für ausgestorben erklärt wurden. Studien zeigen, dass laut WHO mehr als 90 Prozent der mit Pocken Infizierten vollständig genesen sind, unabhängig davon, ob sie gegen Pocken geimpft wurden oder nicht. Ernsthafter Unterricht ist selten. Außerhalb Afrikas wurden bei dem aktuellen Ausbruch keine Todesfälle gemeldet. Todesfälle können laut Weltgesundheitsorganisation vor allem bei Kleinkindern und Menschen mit geschwächtem Immunsystem auftreten, beispielsweise durch eine HIV-Infektion.