Um die Inflation zu täuschen, greifen Verbraucher nun vermehrt zu günstigeren Produkten. „Beim Kaufverhalten sehen wir, dass Einstiegspreise (Anmerkung: günstige Eigenmarken) immer mehr gekauft und Aktionsangebote gut genutzt werden. Das gilt für alle Warengruppen“, sagt Christian Prauchner, Präsident des Bundeseinzelhandels Abt. Verkauf von Lebensmitteln bei der Wirtschaftskammer Österreich, in der “Wiener Zeitung”.
Sie besitzen stark nachgefragte Marken
Tatsächlich ist zu beobachten, dass die Regale mit Eigenmarken deutlich leerer sind als die anderen. Spar-Sprecherin Nicole Berkmann weist in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vergleich zum ersten Quartal 2021 auf eine um 10 % gestiegene Nachfrage nach günstigen Eigenmarken-S-Budget-Produkten und eine leichte Abschwächung bei Bio-Produkten hin. Die Rewe-Gruppe (Billa, Adeg, Penny) sieht für Clever-Produkte wie gefordert „dynamisches Wachstum, insbesondere bei Grundnahrungsmitteln“. Die Clever-Serie, die 650 Produkte umfasst, wurde in den letzten Wochen jedoch intensiv beworben. Ich werde weiterhin Bio kaufen. Discounter Hofer konstatiert: „Wir gehen davon aus, dass der starke Preisanstieg in den kommenden Monaten dazu führen wird, dass die Bevölkerung unser gutes Dauerangebot zum günstigen Preis verstärkt in Anspruch nehmen wird.“ Aber auch sehr billige Produkte wie Nudeln sind von der Inflation betroffen. Laut Inflationskontrolle der Arbeiterkammer kostete ein Kilo Groschen im Juni 2021 noch 0,78 Cent. Er liegt nun bei 1,40 Euro, was einer Steigerung von 79 Prozent entspricht.
Der tägliche Einkauf kostet immer mehr
Der Warenkorb der Statistik Austria spiegelt den Einkaufsalltag hierzulande wider. Darin enthalten sind vor allem Lebensmittel wie Brot und Gebäck, die im April 8,2 Prozent mehr kosteten als vor einem Jahr. Mit einem Preisanstieg von 25,7 Prozent war Butter ein sehr klarer Preis. Insgesamt stieg der Preis des Einkaufswagens im April um 7,7 %. Gesamtinflation beschleunigte sich von 6,8 auf 7,2 Prozent Laut einer Schnellschätzung des Österreichischen Statistischen Bundesamtes dürften die Verbraucherpreise im Mai um 8 Prozent gestiegen sein. Wenn Lebensmittel im Supermarkt so teuer sind, könnte man günstig auswärts essen. Nicht erstattungsfähig: Auch Fast-Food-Ketten und Steakhäuser mussten ihre Preise erhöhen, um die steigenden Kosten zu decken. Ein besonders plakatives Beispiel: “Der Cheeseburger bei McDonald’s hat immer einen Euro gekostet, jetzt kostet er 1 Euro 60!”, sagte Willi Mernyi, Hauptgeschäftsführer des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) am vergangenen Mittwoch in “Preise runter!” ÖGB-Konferenz vor 3.200 Teilnehmern in der Marx Halle in Wien. Die Veranstaltung forderte erneut eine vorübergehende Befreiung von der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, um die Auswirkungen der Inflation auf die Verbraucher abzumildern. Spar-Österreich-Chef Fritz Poppmeier hatte sich zuletzt gegen ihn ausgesprochen. Bei Abschaffung und Wiedereinführung der Mehrwertsteuer besteht das wiederkehrende Risiko einer zusätzlichen Inflationssteigerung. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass Händler aufgrund des starken Wettbewerbs einen Rabatt nicht an die Kunden weitergeben. Spar würde solche Erleichterung verschaffen, versicherte er. Der Lebensmitteleinzelhandel gehörte zu den Gewinnern der Corona-Pandemie, da er von den behördlich angeordneten Lockdowns nicht betroffen war und von der geschlossenen Gastronomie profitierte. Die Inflation frisst nun das Branchenwachstum auf: Laut Statistischem Dienst Österreich sank der Umsatz im ersten Quartal dieses Jahres nominal um 1,7 %, was angesichts der Preisentwicklung einem realen Verlust von 5,8 % entspricht.
Der Handel wuchs im ersten Quartal real um 3,6 %
Insgesamt waren die Österreicher bereit, die ersten drei Monate zu verbringen. Die Transaktionsverkäufe stiegen nominell um 15,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Real blieb mit einem Plus von 3,6 Prozent. Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten ein Plus von 8,3 Prozent (real plus 2,3 Prozent). Allerdings sei zu bedenken, dass ein Großteil der Unternehmen im ersten Quartal 2021 aufgrund von Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie von Schließungen und anderen Einschränkungen betroffen waren, sagen Statistiker.