Hintergrund: Patrick Meyer Aufteilung Moskau feiert Gebietsgewinne im Donbass. Nun soll der Kreml erneut Kiew ins Visier nehmen. Aber lässt der Zustand der russischen Armee das zu? Von Rebellion ist die Rede. Aber auch die Ukrainer haben schwere Verluste erlitten. München/Kiew – Das sind bittere Zahlen. Der ukrainische Generalstab und die britische Regierung schätzen die Verluste Russlands im Ukrainekrieg inzwischen auf mehr als 30.000 Soldaten. Die Arbeit der Medien The Kyiv Independent und die ARD-Tagesschau haben dies kürzlich gemeinsam erwähnt. Die ukrainische Armee schätzt, dass für jeden getöteten Ukrainer drei russische Soldaten getötet werden. Doch Moskaus Invasionstruppen im Donbass sind zuletzt so weit fortgeschritten, dass der Kreml neue Angriffspläne ausarbeiten soll. Nach offiziellen ukrainischen Angaben befinden sich inzwischen mehr als 95 Prozent der Region Luhansk unter russischer Kontrolle. Keine dieser Informationen kann unabhängig überprüft werden.
Krieg in der Ukraine: Plant Moskau einen zweiten Angriff auf Kiew?
Konkret: Das Nachrichtenportal Meduza berichtet, der Kreml erwäge einen zweiten Angriff auf die Hauptstadt Kiew mit geschätzten 2,8 Millionen Einwohnern. Mehr noch: In der Regierung des russischen Präsidenten Wladimir Putin gebe es Hoffnung, “dass ein totaler Sieg in der Ukraine noch vor Jahresende möglich ist”. Meduza beruft sich in seinem Bericht auf namentlich nicht genannte Informanten. Es soll sich um “zwei kremlnahe Quellen und eine weitere Quelle innerhalb der Putin-Administration” handeln. Demnach hat die russische Regierung „Mindest- und Höchstmaßstäbe für die Ausrufung einer erfolgreichen und umfassenden „militärischen Spezialoperation“ festgelegt. Das Minimum ist die Eroberung von Donbass.
Krieg in der Ukraine: Russische Entdeckungen im Donbass, Raketenangriffe bei Charkow
Östlich der Metropole Charkiw, der mit rund 1,4 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt, stoppte der Gegenangriff der örtlichen Streitkräfte. Nach Angaben des ZDF hat Russland mehrere Dörfer zurückerobert. Dies deckt sich mit einem Bericht der SZ, in dem ein ukrainischer Frontkommandant erhebliches russisches Raketen- und Artilleriefeuer in der Gegend beschreibt. Er bekommt den Spitznamen Danylo, weil er nicht genannt werden möchte. „Abwarten, bis neue Waffen eintreffen“, lautet die Parole, sagte der Oberleutnant für Territorialverteidigung der Deutschen Zeitung. Nach Angaben des ZDF sind russische Truppen in Popasna und den Hafen Donbass im Südosten eingebrochen, ukrainische Einheiten in Sewerodonezk-Lisitschansk könnten in naher Zukunft eingekesselt werden. Obendrein. Derzeit läuft ein russischer Angriff auf die Stadt Bakhmut, die vor dem Angriff ihres östlichen Nachbarn etwa 70.000 Einwohner hatte. Auch nordwestlich von Hersonissos finden heftige Kämpfe statt. Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete kürzlich von Opfern in der Ukraine von bis zu 100 Soldaten, die täglich getötet werden. An der Front: Russische Soldaten in Mariupol. © Nicht im Abspann / AP / dpa Aber: Ist Moskau zufrieden, während der Zustand seiner Armee einen zweiten Angriff auf Kiew nicht zulässt? Berichte über angebliche Lieferschwierigkeiten, angebliche Befehlsverweigerung und herbe Verluste häufen sich. Zumindest aus dem Westen. Am Montag (30. Mai) schrieb das britische Verteidigungsministerium auf Twitter: „Russland hat in dem Konflikt wahrscheinlich katastrophale Verluste für seine Mittel- und Unterschicht erlitten.“
Krieg in der Ukraine: Neuer Bericht über bedeutende russische Verluste
Brigade- und Bataillonskommandeure seien im Vordergrund, auch weil Moskau sie persönlich für “Erfolge” oder Niederlagen verantwortlich mache. Diese Verluste könnten zu mangelnder Disziplin und geringer Moral unter den Invasionstruppen führen. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums gibt es verlässliche Berichte über einzelne Ausschreitungen. Die Mobilisierung alter T-62-Panzer soll laut ZDF zeigen, dass Russland bald Reserven einsetzen wird. Ziel ist laut Meduza ein “Zermürbungskrieg”. In welchem Moskau würde es viel größere Teile der Ukraine erobern? “Dem Kreml ist das Leben eines Soldaten egal”, sagte Oberleutnant Danylo der SZ, “Russland hat mehr Technik, mehr Personal. Einen Zermürbungskrieg können wir nicht gewinnen.“ (Pm)