In der Regierungspartei will Platter am Montag den ehemaligen Landesfinanzberater Anton Mattl zu seinem Nachfolger ernennen. Die Volkspartei will mit dem ehemaligen Bürgermeister von Galtür abstimmen. Der 59-Jährige wurde erst im vergangenen Jahr in die Regierung berufen.
Platter Retreat: Analyse
ORF Tirol-Chefredakteur Georg Laich spricht über den überraschenden Rücktritt von Günther Platter und Anton Mattles künftigem Nachfolger.
Debatten über den Wahltermin
Um 12.00 Uhr findet in der Villa Blanka in Innsbruck eine Pressekonferenz statt, bei der es um „aktuelle Entscheidungen“ geht. Mit weiteren Parteien laufen Gespräche über mögliche Wahltermine. Für Neuwahlen im September oder Oktober ist noch vor dem Sommer ein Landtagsbeschluss erforderlich. Die nächste ordentliche Landtagssitzung findet Anfang Juli statt. Platters Schritt mag für die Bundespartei überraschend gekommen sein. Eine Antwort auf die Anfrage der APA gab es am Sonntagnachmittag nicht. In den vergangenen Monaten gab es vereinzelte Spekulationen über vorgezogene Neuwahlen. Platter dementierte sie allerdings erst in dieser Woche von Landesbildungsreferentin Beate Palfrader, einer engen Vertrauten des Staatsoberhauptes. Im Falle einer Neuwahl wird zudem davon ausgegangen, dass Platter selbst in die Offensive gehen und erneut als Spitzenkandidat antreten würde. Im vergangenen Jahr hatte der frühere Innen- und Verteidigungsminister bei einer Regierungsumbildung gesagt, er werde wieder die PVP wählen.
Konflikte mit einem grünen Partner
Das Umdenken in Platters Gedanken mag einerseits zu personellen Veränderungen bei den Grünen und vor allem zu intern durchweg schlechten Umfragewerten geführt haben. Eine wichtige Entscheidung trafen die Grünen erst am Samstag. Der Präsident des Vereins Gebi Mair wurde in einer Landtagsversammlung zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gewählt. Er setzte sich gegen Sozialreferentin Gabriele Fischer durch, die sich für einen kompromissloseren und sachlicheren Umgang mit dem Koalitionspartner einsetzte. Inhaltlich wurden in letzter Zeit auch Gräben geöffnet. Zum Beispiel nach einem grünen Stoß für eine allgemeine Verlangsamung auf den Straßen. Eine ähnliche Stellungnahme zur StVO-Novelle war offensichtlich nicht mit der ÖVP abgestimmt.
Die Höhen und Tiefen der Platter-Ära
Nur Eduard Wallnöfer (ÖVP), 24, bekleidete das Amt des Tiroler Landeshauptmannes mehr als Platter. Platter begann seine politische Karriere in den 1980er Jahren zunächst als Gemeinderat, dann als Bürgermeister der Stadt Zams. 1994 kam er erstmals als Nationalrat nach Wien, kehrte 2000 als Landesrat für Sport und Kultur nach Tirol zurück, wurde dort Leiter der ABAAB und verlor in einer umstrittenen Präsidentschaftswahl gegen Herwig Van Staa. die wiederum ihre zweite Amtszeit in Wien eröffnete. Von 2003 bis 2007 war er Verteidigungsminister unter Wolfgang Bowl (ÖVP), von 2007 bis 2008 Innenminister im Kabinett von Alfred Gusenbauer (SPÖ). Dort wurde er nach dem Fall Arigona Zogaj kritisiert. 2008 ersetzte Platter Van Staa nach seinen Wahlniederlagen als Gouverneur und später als Parteivorsitzender. Platter, gelernter Buchdrucker und Gendarm aus Zams im Oberland, durchlebte viele Höhen und Tiefen in der Politik. Sein größter politischer Triumph liegt mehr als vier Jahre zurück: Bei der Landtagswahl 2018 gewann die ÖVP nach einem ausschließlich auf den Landeshauptmann zugeschnittenen Wahlkampf 4,91 Prozentpunkte und kam auf 44,26 Prozent. Aber es wurde auch viel kritisiert, insbesondere während der Pandemie. Das Post-CoV-Management in Ischgl hat international Schlagzeilen gemacht.
Das Match in der Landespolitik seit 2003
Platters möglicher Nachfolger Mattle war nach dem Rücktritt der bisherigen Finanzberaterin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP) überraschend in die Landesregierung eingetreten. Platter hatte Mattle damals in den höchsten Tönen gelobt und ihn unter anderem als „Mann mit klaren Werten“ bezeichnet. Mattle wurde 1963 in Platters Heimatstadt Zams geboren. Viele kannten ihn bereits 1999, als er als lokaler Leiter der Lawinenkatastrophe in Galtür den mehrtägigen Ausnahmezustand organisierte. Als die Lawine das Dorf traf, war Matt sieben Jahre lang Bürgermeister. Sechs Jahre zuvor, 1986, wurde er im Alter von nur 23 Jahren zum stellvertretenden Bürgermeister einer kleinen Gemeinde im Tiroler Paznauntal gewählt. APA/EXPA/Johann Groder Anton Mattle wird Platter folgen. Er ist erst kürzlich in die Landesregierung eingetreten. 2003 wechselte Mattle, der 1989 seinen Master in Radio- und Fernsehtechnik absolviert hatte, in die Landespolitik. Seitdem ist er Mitglied des Tiroler Landtages und wurde zehn Jahre später erster Vizepräsident des Landtags. Mattle wurde auch von allen Seiten der Partei für seine ruhige Präsidentschaft respektiert. Dies wurde nach der Landtagswahl 2018 bestätigt, nachdem er mit 35 der 36 Abgeordneten zum Vizepräsidenten wiedergewählt wurde. Bei der gleichen Landtagswahl ging er auch als „Kaiser der privilegierten Stimmen“ hervor, in seinem Wahlkreis Landeck erhielt er 8.012 Personenstimmen. Neben seiner politischen Arbeit war Mattle Geschäftsführer der Firma Elektro Mattle und Geschäftsführer des Alpinarium Galtür, einem „Ausstellungs- und Dokumentationszentrum für das Leben in den Hochalpen“. Der 59-Jährige ist zudem stellvertretender Leiter der Bergrettung Tirol.